Capitel: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12


Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch (Luther 1545)

Ein Capitel zurückEin Capitel weiter

Der Prediger Salomonis

Capitel 3

EJN jglichs hat seine zeit / Vnd alles fürnemen vnter dem Himel hat seine stund.
2 Geborn werden / Sterben / Pflantzen / Ausrotten das gepflantzt ist /
3 Würgen / Heilen / Brechen / Bawen
4 Weinen / Lachen / Klagen /Tantzen
5 Stein zestrewen / Stein samlen / Hertzen / Fernen von hertzen
6 Suchen / Verlieren / Behalten /Wegwerffen
7 Zureissen / Zuneen / Schweigen / Reden
8 Lieben / Hassen / Streit / Fried / hat seine zeit.
9 MAN erbeit wie man wil / So kan man nicht mehr ausrichten (1).
10 Da her sahe ich die mühe / die Gott den Menschen gegeben hat / das sie drinnen geplagt werden
11 Er aber thut alles fein zu seiner zeit / Vnd lesst jr Hertz sich engsten wie es gehen solle / in der Welt / Denn der Mensch kan doch nicht treffen das werck das Gott thut / weder anfang noch ende.
12 Darumb merckt ich / das nichts bessers drinnen ist / denn frölich sein / vnd jm gütlich thun in seinem Leben.
13 Denn ein jglicher Mensch der da isset vnd trinckt / vnd hat guten mut in alle seiner erbeit / Das ist eine gabe Gottes.
14 JCH mercke / das alles was Gott thut / das bestehet (2) jmer / man kan nichts da zu thun noch abthun / Vnd solchs thut Gott / das man sich fur jm fürchten sol.
15 Was Gott thut / das stehet da / Vnd was er thun wil / das mus werden / Denn er tracht vnd jagt jm nach.
16 WEiter sahe ich vnter der Sonnen stete des Gerichts / Da war ein Gottlos wesen / Vnd stete der Gerechtigkeit / da waren Gottlose.
17 Da dacht ich in meinem hertzen / Gott mus richten den Gerechten vnd Gottlosen / Denn es hat alles furnemen seine zeit / vnd alle werck.
18 JCH sprach in meinem hertzen von dem wesen der Menschen / darin Gott an zeigt / vnd lessts ansehen als weren sie vnter sie selbs wie das Vihe.
19 Denn es gehet dem Menschen wie dem Vihe / Wie dis stirbt / so stirbt das auch / vnd haben alle einerley odem / vnd der Mensch hat nichts mehr denn das Vihe / Denn es ist alles eitel.
20 Es feret alles an einen ort / Es ist alles von staub (3) gemacht / vnd wird wider zu staub.
21 Wer weis / ob der odem der Menschen auffwerts fare / vnd der odem des Vihes vnterwerts vnter die Erden fare?
22 Darumb sage ich / das nichts bessers ist / Denn das ein Mensch frölich sey in seiner erbeit / Denn das ist sein Teil. Denn wer wil jn da hin bringen / das er sehe / was nach jm geschehen wird.


(1) Wenn das stündlin nicht da ist / so richt man nichts aus / man thu wie man wil / Wens nicht sein sol / so wird nichts draus.
(2) Was er thut / das stehet / Was er wil / das gehet. Das ist / Er wanckt nicht / wird auch nicht verdrossen / wie ein Mensch / Er dringet durch.