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Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch (Luther 1545)

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Der Prophet Hesekiel

Capitel 8

VND es begab sich im sechsten jar / am fünfften tage des sechsten monden / das ich sas in meinem Hause / vnd die Alten aus Juda sassen fur mir / Daselbst fiel die hand des HErrn HERRN auff mich.
2 Vnd sihe / ich sahe / das von seinen Lenden herunter werts war / gleich wie fewr / Aber oben vber seinen Lenden / war es liecht helle.
3 Vnd recket aus / gleich wie ein Hand / vnd ergreiff mich bey dem har meines Heubts / Da furt mich ein Wind zwischen Himel vnd Erden / vnd bracht mich gen Jerusalem / in eim göttlichen Gesichte / zu dem innern Thor / das gegen Mitternacht stehet / da denn sass ein Bilde zu verdries dem Hausherrn (1). Sup. 1.
4 VND sihe / da war die herrligkeit des Gottes Jsrael / wie ich sie zuuor gesehen hatte im felde.
5 Vnd er sprach zu mir / Du Menschenkind / Heb deine augen auff gegen mitternacht. Vnd da ich meine augen auff hub gegen mitternacht / Sihe / da sas gegen mitternacht das verdriesliche Bilde / am thor des Altars / eben da man hin ein gehet.
6 Vnd er sprach zu mir / Du menschenkind / sihestu auch / was diese thun? nemlich / grosse Grewel / die das haus Jsrael hie thut / das sie mich ja ferne von meinem Heiligthum treiben / Aber du wirst noch mehr grösser Grewel sehen.
7 Vnd er füret mich zur thür des Vorhofes / da sahe ich / Vnd sihe / da war ein loch in der wand.
8 Vnd er sprach zu mir / Du Menschenkind / grabe durch die wand / vnd da ich durch die wand grub / Sihe / da war eine thür.
9 Vnd er sprach zu mir / Gehe hin ein / vnd schawe die böse Grewel / die sie allhie thun.
10 Vnd da ich hinein kam vnd sahe / Sihe / da waren allerley Bildnis der würme vnd thiere / eitel Schewel / vnd allerley Götzen des hauses Jsrael / allenthalben vmb her an der Wand gemacht.
11 Fur welchen stunden siebenzig Menner / aus den Eltesten des hauses Jsrael / vnd Jasanja der son Saphan stund auch vnter jnen / Vnd ein jglicher hatte sein Reuchwerg in der hand / vnd gieng ein dicker nebel auff vom Reuchwerg.
12 VND er sprach zu mir / Menschenkind / sihestu / was die Eltesten des hauses Jsrael thun im finsternis / ein jglicher in seiner schönesten Kamer? Denn sie sagen / der HERR sihet vns nicht / Sondern der HERR hat das Land verlassen.
13 Vnd er sprach zu mir / Du solt noch mehr grösser Grewel sehen / die sie thun.
14 Vnd er füret mich hin ein zum Thor an des HERRN hause / das gegen mitternacht stehet / Vnd sihe / daselbst sassen Weiber die weineten vber den Thamus (2).
15 Vnd er sprach zu mir / Menschenkind / Sihestu das? Aber du solt noch grösser Grewel sehen / denn diese sind.
16 VND er füret mich in den innern hof am Hause des HERRN / vnd sihe / fur der thür am Tempel des HERRN / zwischen der Halle vnd dem Altar. Da waren bey fünff vnd zwenzig Menner / die jren rücken gegen dem Tempel des HERRN / vnd jr angesicht gegen dem Morgen gekeret hatten / vnd beten gegen der Sonnen auffgang.
17 Vnd er sprach zu mir / Menschenkind / sihestu das? Jsts dem hause Juda zu wenig / das sie alle solche Grewel hie thun? so sie doch sonst im gantzen Lande eitel gewalt vnd vnrecht treiben / vnd faren zu / vnd reitzen mich auch / Vnd sihe / sie halten die Weinreben (3) an die nasen.
18 Darumb wil ich auch wider sie mit grim handeln / vnd mein Auge sol jnen nicht verschonen vnd wil nicht gnedig sein. Vnd wenn sie gleich mit lauter stim / fur meinen Ohren schreien / wil ich sie doch nicht hören.


(1) Gott war Hausherr zu Jerusalem vnd sie füreten jm ein andern Abgott hin ein / Das verdros jn billich.
(2) Das sol sein der Abgott Adonis / dauon die Poeten vnd Heiden viel haben geschrieben / Vnd ist fraw Venus Bule gewest / Darumb jn die Weiber klagen. Mich dünckt es sey Bachus / der Weinabgott / Wie bey vns S. Vrban.